„Befreite Klänge“
Friedrich Gulda im Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg



2003 eröffnete das Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg eine Sonderausstellung über Friedrich Gulda. Mittlerweile wandelte sich die Präsentation in eine Dauereinrichtung des Museums.
Unmittelbarer Anlass für das Museum, diesem musikalischen Weltbürger in der (scheinbaren) Provinz Oberösterreich eine Ausstellung zu widmen und damit auch einen Erinnerungsort einzurichten, waren seine Bindungen an dieses Land. Friedrich Gulda hatte ein Domizil in Weissenbach am Attersee, in dem er am 27.Jänner 2000 verstarb. Seine Auftritte im Linzer Brucknerhaus gehörten auch nach eigener Meinung zu seinen legendäreren Perfomances.
Das vor allem durch seine Bläser- und Klaviersammlung international renommierte Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg knüpfte Kontakte mit der Familie Gulda und seiner Lebensgefährtin Ursula Anders, die sich letztlich zu einer engen Zusammenarbeit bei der Betreuung und Bewahrung des Nachlasses von Friedrich Gulda entwickelte.

Die Ausstellungseröffnung fand am15.Juni 2003 statt.
Landeshauptmann Dr.Josef Pühringer eröffnete die Präsentation. Paul Gulda spielte Werke seines Vaters und dessen bevorzugten Komponisten W.A.Mozart.



Passend zu den Sammlungen von Kremsegg gibt es die Originalinstrumente Friedrich Guldas zu sehen. Ein weiterer Schwerpunkt ist seiner Diskographie und seinem privaten Domizil am oberösterreichischen Attersee gewidmet.
Die Gestaltung spiegelt seine genialische Karriere mit privaten Objekten. Die musikalische Entwicklung, die er in seinem Leben vollzogen hat, belegen die besagten Instrumente und zahlreiche Hörbeispiele.

 

Die Ausstellung macht Guldas musikalischen Weg durch das 20.Jahrhundert nachvollzieh-, sicht- und hörbar.
Die Gestaltung entfaltet das Thema „Gulda“ in einem einzigen, großen Raum.
In Hörboxen kann man aus den umfangreichen Oeuvre des Musikers und Komponisten sein eigenes Best-Of-Programm zusammenstellen. Videosequenzen zeigen Friedrich Gulda, sowohl als klassischen Konzertpianisten als auch als inspirierten Jazzer und experimentierfreudigen Bühnenkünstler. Gleichzeitig wird seine Musik zum Raumklang, der die Ausstellung erfüllt.
Das Konzept gibt den Besuchern Zeit, sich ein eigenes Bild von Friedrich Gulda zu machen bzw. im Wechsel von Zitaten, persönlichen Notizen, Fotos und Musikbeispielen zu einer persönlichen Deutung zu gelangen.
Für viele BesucherInnen ist die Biographie Guldas auch eine Erinnerung an die eigene Entwicklung im 20.Jahrhundert: Aus der Nachkriegszeit heraus in die befreiteren 70er Jahre und wieder zurück zu den Wurzeln, die man nicht verleugnen kann und will.

Sein Komponierkeller in Weissenbach – als Rekonstruktion – bildete eine gewisse Mitte im Konzept der Gestaltung. Das private Rückzugsrefugium, das jeder Mensch und jeder Künstler vielleicht noch mehr braucht, in seiner durchaus einfachen Art steht in spannungsreicher Beziehung zu den gezeigten Spuren, die Friedrich Gulda in der großen Welt hinterlassen hat.

„Befreite Klänge“ ist in Schloss Kremsegg selbstverständlich ein Motto mit doppeltem Boden. Es verweist nicht nur auf die Sprengkraft seiner musikalischen Persönlichkeit, sondern auch auf die Fertigkeit Guldas, verschiedenste Instrumente zu spielen. Er gab dem Klavier genauso eine unvergleichliche Stimme wie dem Clavichord. Auch auf Blasinstrumenten übte er „bulldoggenhaft“ – wie er selbst über sich sagte –, bis er das Saxophon und die Flöte ebenfalls meisterhaft beherrschte. Seine Gesangsstimme, das natürlichste aller Instrumente, bewies er in der Person des Albert Golowin.